Die digitale Transformation des Gesundheitswesens wurde 2020 beschleunigt und wird sich auch 2021 weiter fortsetzen. Dabei liegen die Schwerpunkte einerseits auf der Telemedizin, die den umfassenderen Zugang zur Versorgung ermöglicht. Andererseits liegen sie auf KI-gestützten Lösungen, die die Bedingungen für Patient*innen und Ärzt*innen priorisieren. Zusätzlich wird eine höhere Systemintegration angestrebt, die den Informationsfluss zwischen allen Beteiligten im Gesundheitswesen optimiert und damit sowohl zur Verbesserung der Patient*innenversorgung beiträgt, als auch zur Optimierung wirtschaftlicher Aspekte.

Die außerordentlichen Herausforderungen einer globalen Gesundheitskrise haben im Jahr 2020 die digitale Transformation der Arbeitsabläufe in Krankenhäusern, der Patientenversorgung und des Gesundheitswesens wesentlich beschleunigt. Aber auch wenn die Pandemie 2021 hoffentlich überwunden ist, werden folgende Herausforderungen weiterhin bestehen:

  • Reduzierung der Überlastung der Mitarbeiter*innen im Gesundheitswesen
  • Ausbau der umfassenden Nutzung digitaler Lösungen
  • Stärkung der finanziellen Belastbarkeit des Gesundheitssystems

Darüber hinaus werden die im Jahr 2020 gewonnenen Erkenntnisse den Fokus auf drei Health IT-Trends 2021 vertiefen. Diese werden das Ausmaß und den Umfang des Wandels ausweiten und in den kommenden Jahren eine bedeutende Rolle in der Gesundheitsversorgung spielen.

1) Umfassende Unterstützung für Telegesundheitsdienste

Die Telemedizin hat gezeigt, dass sie einen flexibleren Zugang zur Gesundheitsversorgung bietet. Nachdem ihre Nutzung im Zuge der COVID-19-Krise sprunghaft anstieg, wird sich diese Entwicklung im kommenden Jahr weiter verstärken. In 2020 konnte eine Akzeptanz der Telemedizin bei Patienten, Leistungserbringern und Kostenträgern erreicht werden. Darauf aufbauend, wird die digitale Patient*innen-Erfahrung sowie die Zufriedenheit der Ärzt*innen stärker in den Mittelpunkt rücken.

Wie sieht zum Beispiel ein virtuelles Wartezimmer aus? Wie kommunizieren Patient*innen mit dem Pflegepersonal und wie teilen sie die Informationen ihrer Krankengeschichte? Wie erhalten Ärzt*innen nahtlosen Zugang zu Patient*innen-Akten? Wie können sie dokumentieren und mit räumlich entfernten Patient*innen interagieren? Um diese Fragen effektiv anzugehen, bedarf es einer tieferen Systemintegration, um den Informationsaustausch zwischen den Leistungserbringern und Kostenträgern zu gewährleisten. Nur so wird es möglich, die Erfahrungen von Patienten und Ärzten zu verbessern.

2) Die Verbraucherorientierung des Gesundheitswesens wird in Umfang und Reichweite erheblich zunehmen – mit zahlreichen Auswirkungen für nachgelagerte Bereiche

In einem zunehmend verbraucherorientierten Markt müssen die Gesundheitsanbieter ihre Leistungen als „Marke“ in Abgrenzung zu Mitbewerbern klar definieren und kommunizieren. Das bedeutet insbesondere, dass sie – im Gegensatz zum Outsourcing – die Zugänge zu ihren digitalen Lösungen selbst kontrollieren müssen. Nur so können sie sich abgrenzen und sicherstellen, dass ihre Patient*innen bei jeder persönlichen oder virtuellen Begegnung positive Erfahrungen machen. Diese schließt z.B. die Kommunikation mit den Pflegeteams, die Terminplanung sowie die Versorgung mit benötigten Tests und Medikamenten ein. Dazu gehört auch die Erreichbarkeit von Risikopatient*innen und anderen spezifischen Patient*innen-Gruppen.

In diesem Zusammenhang gewinnt die Entwicklung patientenbezogener KI-Tools wie Chatbots und virtuelle Assistenten an Bedeutung. Sie bieten einen einfachen Zugang zu den von  Patient*innen benötigten Gesundheitsinformationen – und zwar dann, wenn sie diese benötigen. Diese Lösungen können auch viel dazu beitragen, das Patientenvertrauen zu erhöhen. Insbesondere im Hinblick auf regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sowie die notwendige Nachsorge, kann so sichergestellt werden, dass „niemand durch das Raster fällt“. Dazu gehört auch die Patient*innen-Aufklärung über spezifische Gesundheitsthemen, wie wir es im Hinblick auf Covid-19 erlebt haben. Darüber hinaus muss unabhängig von der Art des Anliegens eines Patienten ein effektiver Austausch medizinischer Informationen zwischen Anbietern in verschiedenen Versorgungsbereichen sichergestellt sein. Schließlich will niemand ein medizinisches Rätsel sein.

Bei den Gesundheitssystemen stehen zwei Aspekte bei der Bereitstellung von digitalen Lösungen für Patient*innen im Vordergrund. Der erste ist die Auswahl an Lösungen. Diese müssen den Bedürfnissen ihrer Patientengruppen am besten entsprechen und den Zugang und die Beteiligung messbar verbessern, ohne unbeabsichtigte Barrieren einzuführen. Dies betrifft nicht nur die Benutzerfreundlichkeit. Zusätzlich sollen auch die Gegebenheiten des Gesundheitswesens und wirtschaftliche Unterschiede berücksichtigt werden. Einige Patient*innen, insbesondere die mit dem höchsten Risiko, haben möglicherweise keinen Zugang zu einem Computer, Smartphone oder einer Internetverbindung. Der zweite Aspekt sind die wachsenden Bedenken der Verbraucher*innen hinsichtlich des Datenschutzes und der Datensicherheit. Das Gesundheitswesen muss daher leicht verständliche Richtlinien und Verfahren zum Schutz der Patient*innen-Daten und zum sicheren Online-Zugang erstellen und kommunizieren. Dazu gehören selbstverständlich auch der Einsatz von Stimmbiometrie und andere hochentwickelten Verfahren zur Identifizierung und Authentifizierung.

Die Verwaltungen priorisierten die finanzielle Belastbarkeit. Dabei liegt der Schwerpunkt weiterhin auf Einnahmen und angemessene Rückerstattungen. Dies erfordert eine stärkere Integration zwischen klinischen und administrativen Systemen, um den Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten, einschließlich Leistungserbringern, Krankenhäusern und Kostenträgern, zu verbessern.

3) Erhöhte Verfügbarkeit von und Nachfrage nach KI-gesteuerten Lösungen zur klinischen Entscheidungsunterstützung

Im Zusammenhang mit COVID-19 herrschte ein akuter Informationsbedarf hinsichtlich Diagnose, Behandlung und weiteren medizinischen Maßnahmen. Das hat zu einem beispiellosen globalen Austausch von medizinischem Wissen geführt. Wir erwarten, dass sich dieser Trend auf alle klinischen Bereiche ausweitet, um die Vorteile eines leichteren Zugangs zu klinischen Daten nutzen zu können. IT-Anbieter werden die Verfügbarkeit von KI-gestützten Analysetools erweitern. Diese ermöglichen es den potenziellen klinischen und wissenschaftlichen Wert der täglich anfallenden riesigen Mengen an Gesundheitsdaten zu erschließen. Wir werden auch eine zunehmende Akzeptanz von Lösungen erleben, die Workflow-integrierte Echtzeit-KI zur klinischen Entscheidungsunterstützung am Behandlungsort liefern. Dies wird wesentlich dazu beitragen, die Versorgung und die finanziellen Erfolge und damit die Zufriedenheit von Patient*innen und Ärzt*innen zu verbessern, aber auch die Überlastung des Gesundheitspersonals durch administrative Aufgaben zu reduzieren.

Alle drei Health IT-Trends 2021 vereinen sich in einem neu belebten Interesse für digitale Innovationen im Gesundheitswesen. Wir sehen in der Planung der Gesundheitssysteme im Hinblick auf Investitionen – es ist viel mehr als nur ein Schlagwort – es ist die neue Art und Weise des Handelns, um die transformativen Verbesserungen zu erreichen, die die gesamte Gesundheitsbranche sowohl braucht als auch will.

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Diana Nole

Über Diana Nole

Diana kam im Juni 2020 als Executive Vice President und General Manager des Nuance-Geschäftsbereichs Healthcare, der sich auf die Verbesserung der gesamten Arzt-Patienten-Erfahrung durch innovative KI-Technologieanwendungen konzentriert. Sie ist für das gesamte operative Geschäft, die Wachstums- und Innovationsstrategie, die Produktentwicklung sowie für Partner- und Kundenbeziehungen verantwortlich. Im Laufe ihrer Karriere hatte Diana zahlreiche Geschäftsführungs- und Führungspositionen inne: Sie war CEO der Healthcare-Sparte von Wolter Kluwers, Präsidentin des Geschäftsbereichs Digital Medical Solutions von Carestream und Vizepräsidentin für Strategie, Produktmanagement und Marketing des Geschäftsbereichs Healthcare Information Technology Solutions von Eastman Kodak. Diana hat einen Doppelabschluss in Informatik und Mathematik von der State University of New York in Potsdam und einen MBA von der University of Rochester's Simon School.