Dokumentationsbegleiter

Behandelt die Pflegenden pfleglich!

Pflege findet in einem durch Personalmangel und Überlastung angespannten Arbeitsumfeld statt. Nicht zuletzt gefährdet dieser sogenannte. Pflegenotstand die Qualität der Versorgung und auch die Gesundheit der Pflegenden. Daher bemühen sich Gesundheitseinrichtungen zunehmend, die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern. Fußend auf den guten Erfahrungen in der Ärzteschaft mit Nutzung von Spracherkennung für Dokumentationsaufgaben erhofft man sich eine ähnlich positive Wirkung bei den Pflegenden. Einsätze von Spracherkennung im Pflegebereich in Deutschland sind vielversprechend.

Pflegenotstand in Deutschland: Druck aus dem System nehmen

Pflegekräfte gelten mittlerweile als Mangelware in Deutschland. Und laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln wird uns dieses Thema über Jahre hinaus begleiten. Das IW rechnet damit, dass bis 2030 circa 286.000 Pflegekräfte im stationären Sektor fehlen werden. Das bedeutet einen fast 25-prozentigen Anstieg gegenüber der ohnehin vorhandenen Personallücke von 230.726 stationären Pfleger*innen im Jahr 2020. Dabei stützt sich die Einschätzung des IW auf Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zur Entwicklung der Pflegebedürftigkeit in Deutschland.

Dieser Personalmangel bedeutet für die Pflegenden oft Mehrarbeit, häufiger wechselnde Zuständigkeitsbereiche, Zeitdruck und Überstunden, sodass nicht selten auch die Qualität der Pflege und die Gesundheit der Pflegenden darunter leiden. Darüber hinaus kann der Pflegenotstand in Krankenhäusern zu Schließungen von Stationen oder sogar Ausfällen elektiver Leistungen führen, wodurch sich dieser Engpass auch negativ auf die Erlösseite einer Einrichtung auswirken kann.

Die Janusköpfigkeit der Pflegedokumentation: Last und Entlastung

Gerade Schichtbetrieb, wechselnde Aufgabenbereiche sowie der hohe Anteil von Teilzeitkräften unter den Pflegenden erhöhen die Notwendigkeit einer zuverlässigen Pflegedokumentation, auf die alle an der Patient*innenversorgung Beteiligten einfach und zeitnah zugreifen können. Gleichzeitig stellt die Anfertigung der Pflegedokumentation einen erheblichen Zeitaufwand dar. Eine Studie über den Dokumentationsaufwand in deutschen Krankenhäusern ergab, dass 73 Prozent der befragten Pflegekräfte finden, dass die Dokumentationslast in einem erheblichen Maße zur Überarbeitung beiträgt. Die gleiche Studie fand außerdem heraus, dass das Pflegepersonal täglich im Schnitt 3 Stunden mit händischem Dokumentieren verbringt und mindestens 20 Prozent dieser Zeit durch den Einsatz von Spracherkennung – also 30 Minuten und mehr – eingespart werden könnten. Ein weiterer Vorteil der Spracherkennung liegt darin, dass die damit erstellten Pflegeberichte umfassender und detaillierter sind als die händischen und sofort allen an der Behandlung Beteiligten elektronisch zur Verfügung stehen.

Pflege im Uniklinikum Tübingen realisiert enorme Vorteile mithilfe von Spracherkennung

Die Zufriedenheit der Angestellten und Patient*innen wird im Universitätsklinikum Tübingen großgeschrieben. Angesichts des Engpasses Pflegemitarbeiter*innen zu rekrutieren sowie der spürbaren Entlastung der Ärzteschaft beim Dokumentieren mithilfe der Spracherkennung von Nuance, entschloss sich das Klinikum, Dragon Medical schrittweise auch im Pflegebereich einzusetzen. Dadurch sollen die Beschäftigen in puncto Dokumentation entlastet werden. Klaus Tischler, Pflegedirektor und Mitglied des Vorstands des Uniklinikums Tübingen, hat diese Entscheidung mitgetragen. Er schlug vor, Dragon Medical zunächst für die Erstellung von Pflegeberichten auf je einer internistischen und einer chirurgischen Station einzusetzen: „Überall dort, wo es besonders umfassende Pflegeberichte gibt, sich der Zustand eines Patienten also schnell verändert, macht der Einsatz von Spracherkennung besonders Sinn. Hier sehe ich gute Chancen für eine große Arbeitserleichterung der Fachpflegekräfte und zugleich eine hohe Nutzerakzeptanz“, versprach sich Tischler von diesem Schritt.

Der erhoffte Nutzen stellte sich auch schnell ein: Die Pflegenden dokumentieren nun schneller und ausführlicher. Die akkurateren und detailreicheren Pflegeberichte führen zu präziseren Abrechnungen mit dem Medizinischen Dienst (MD), was wiederum in weniger Rückfragen und einer geringeren Ablehnungsquote des MDs bzw. einer Erlössteigerung resultiert. Zudem wird die Codierung der erbrachten Leistungen erleichtert. Ein weiteres Plus ist, dass die Verwendung innovativer, effektiver Dokumentationsabläufe durch Spracherkennung die Attraktivität der Uniklinik Tübingen als Arbeitgeber zusätzlich gesteigert hat.

Initiativen, die Attraktivität des Pflegeberufs und dessen Digitalisierungsgrad zu steigern

Auch die Bundesregierung ist sich des Ernsts des Pflegenotstandes bewusst, er betrifft keinesfalls nur vereinzelte Gesundheitseinrichtungen, sondern ist eine nationale Herausforderung. Neben einer besseren Regelung von Personaluntergrenzen soll auch die Digitalisierung zu besseren Arbeitsbedingungen für die Pflegenden beitragen, wie das u. a. im Rahmen des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) durch die Förderung der digitalen Dokumentation bereits geschehen ist.

Das Digitale-Versorgung-Pflege-und-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG)

Mit dem DVPMG knüpft das Bundesgesundheitsministerium an das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) und an das Patientendaten-Schutzgesetz (PDSG) an. Es verfolgt eine weitgehende Anbindung der Pflege an die Telematik-Infrastruktur, ergänzt Funktionen der elektronischen Patientenakte (ePA) sowie des elektronischen Rezeptes (eRezept) und weitet die Fernbehandlung aus.

Es führt digitale Pflegeanwendungen auf Kosten der Sozialen Pflegeversicherung ein. Entsprechend den digitalen Gesundheitsanwendungen in der ambulanten ärztlichen Versorgung (DiGA) werden auch im Bereich der Pflege digitale Anwendungen (DiPA) eingeführt und künftig durch die Pflegeversicherung finanziert.

Erste Erfahrungen mit dem Sprint-Doku Projekt zur Verbesserung der Mensch-Maschine Interaktion im Pflegeberuf

Das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) geförderte Forschungsprojekt „Sprint Doku“ untersucht, inwiefern Spracherkennung und -steuerung die Pflege- und Verwaltungskräfte dabei unterstützt, den Dokumentationsaufwand zu reduzieren sowie die Arbeitsprozesse und -bedingungen sowie die qualitative Versorgung der Patient*innen zu verbessern. Dabei wurden ein digitales Dokumentationssystem und unsere KI-gestützte Spracherkennung Dragon Medical One eingesetzt.

Das Projekt, das im Zeitraum November 2018 bis März 2022 lief, fand in der Diakonie Ruhr in den drei sogenannten Experimentierräumen ambulante Pflege, Tagespflege und Verwaltung statt. Laut Heinrich Recken, Projektverantwortlicher der Hamburger Fernhochschule (HFH) in Essen, die das Projekt betreut, ist die Zielsetzung des Projektes: „ […]den Beschäftigten durch Spracherkennung und -steuerung in der Pflegedokumentation Zeit zurückgeben, die sie für die Interaktion mit den Patientinnen und Patienten bzw. Bewohnerinnen und Bewohnern nutzen können.“

Gegenwärtig liegen erst die vorläufigen Ergebnisse der ersten von insgesamt drei methodischen Evaluationen des Sprint-Doku Projekts vor. Dabei wurde ein Prä-Post-Vergleich in der Veränderung des Dokumentationsprozesses vorgenommen. Die Ergebnisse sind vielversprechend: Die Auswertung ergab, dass Sprint-Doku zu einer geringeren Fehlerrate im Dokumentationsprozess und zu einer besseren Vorhersagbarkeit und Planung des Versorgungsprozesses führte; außerdem wurden Patient*innendaten lückenlos erfasst und waren schneller für die Weiterverarbeitung verfügbar, was eine höhere Dokumentationssicherheit für Patient*innen bedeutet. Zudem sanken Prozess- und Fixkosten sowie das Stressniveau der beteiligten Personen in dem Untersuchungszeitraum. Als Projektpartner konnten wir beobachten, dass es sehr wichtig ist, von Anfang an eine intensive Partizipation der Pflegenden herbeizuführen und durch ein passgenaues Schulungskonzept die Nutzung der Lösung nachhaltig zu sichern sowie Freiräume zum Üben und Ausprobieren zu schaffen.

Das Sprint-Doku Projekt untersuchte auch neuere Entwicklungen von Spracherkennung und -erkundung. Mein Kollege Dennis Täschner, einer der Projektverantwortlichen bei Nuance Communications, hat das so auf den Punkt gebracht: „Spracherkennung wird sich weiterentwickeln und sie wird noch mehr auf die Interaktionsmöglichkeiten hinauslaufen, d. h., es wird viel mehr eine Semantik der Sprache erkannt: Was wollte mir der Sprecher an dieser Stelle sagen? Wir sind gespannt auf die Auswertungen dieser Projektphase.

Dragon Medical One entlastet die Pflege

Gesundheitseinrichtungen müssen nicht auf Initiativen des Gesetzgebers warten, um die Arbeitsbedingungen ihrer Pflegemitarbeiter*innen zu verbessern. Unterstützung bei der Pflegedokumentation gibt es schon heute. Die medizinische Spracherkennung von Nuance ist bereits innerhalb der Ärzteschaft weit verbreitet. Durch die Bemühungen, die Arbeitsbedingungen der Pflegenden zu verbessern, nimmt auch die Nachfrage nach Spracherkennung im Pflegebereich zu. Sie ermöglicht, dass die Pflegedokumentation einfacher, schneller und detaillierter erstellt werden kann und trägt deshalb zu einer verbesserten Koordination und Planung der Patient*innenversorgung bei. Außerdem führt sie zu einer präziseren Leistungsabrechnung. Der Erfolg von Dragon Medical One wird durch viele Faktoren herbeigeführt: Unsere langjährige Erfahrung mit Spracherkennung in Gesundheitseinrichtungen auf der ganzen Welt. Jährlich werden damit über 300 Millionen Patientenberichte verfasst und deren Komptabilität mit allen Pflegeinformationssystemen sowie Eingabegeräten. Außerdem steht Dragon Medical One für Mobilität, Sicherheit, Zuverlässigkeit und Skalierbarkeit aus der Cloud. Es ist sofort überall auf dem Windows-Desktop einsatzbereit und erfordert bei Nutzung von PowerMic Mobile keine zusätzliche IT-Hardware wie Mikrofone.

Entdecken Sie unsere KI-Lösungen für Pflegekräfte

Wie Pflegekräfte des Universitätsklinikums Tübingen durch Dragon Medical One entlastet werden

Download
Markus Vogel

Über Markus Vogel

Dr. med. Markus Vogel ist Chief Medical Information Officer (CMIO) und Senior Director Medical Accounts von Nuance Communications für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Als Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin war er in den Bereichen Neonatologie, Kinderintensivmedizin, Stoffwechselmedizin, Kindernotärztliche Versorgung und Infektionsmedizin u. a. am Universitätsklinikum Düsseldorf sowie als Chefarzt am Krankenhaus Neuwerk in Mönchengladbach tätig. Während seiner langjährigen klinischen Tätigkeit hat Dr. Vogel erfahren, wie die mentalen und physischen Belastungen des Gesundheitspersonals durch gute, mit Technologie unterlegte Prozesse abgemildert werden können. Aus diesem Grund hat er sich entschlossen, auch in der Industrie zu arbeiten, um dort als Mittler zwischen Medizin und Medizintechnologie wirken zu können. Er möchte dadurch die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranbringen und die dortigen Arbeitsprozesse verbessern. Hierbei kommt ihm zugute, dass er vor seinem Medizinstudium auch ein paar Semester Maschinenbau und Medizintechnik studiert hat. Bevor er im Oktober 2021 bei Nuance Communications als CMIO anfing, war er dort zuvor schon einmal als Clinical Consultant aktiv.